Degerloch – mehr als Wald

Seit 1908 gehört „Tegerlohe“, heute bekannt als Degerloch, offiziell zu Stuttgart. Der althochdeutsche Name „Tegerlohe“ des 200 Meter über der Innenstadt liegenden Stadtbezirks bedeutet „dichter Wald“. Dies bezog sich wohl auf den Wald westlich von Möhringen. Die Geschichte Degerlochs vom Bauern- und Weingärtnerdorf zum Luftkurort beleuchtet jetzt der Historiker Albert Raff in seinem Buch „Ansichtssache Degerloch“ auf neue Art und Weise. Mit umfangreicher Ortskenntnis und einer Sammlung von mehreren hundert Postkarten fasste er die Entwicklung des Stadtbezirks in 270 Bildern zusammen.

Wasserleitung zog Reiche an

„Bis circa 1880 war Degerloch ein Bauern- und Weingärtnerdorf. Dann kam die große Wende“, so Albert Raff. Degerloch erhielt als erste Filder-Gemeinde eine eigene Wasserleitung. Zahlreiche wohlhabende Menschen zog es daraufhin in den heute über 800 Hektar großen Stadtbezirk. Plötzlich entstand in Degerloch eine ganze Villenkolonie. „Unter anderem Walter von Siemens ließ seiner Frau zu dieser Zeit eine Villa errichten“, fügt der Historiker hinzu.

Ort für gehobene Ansprüche

Der Fortschritt des Viertels setzte sich weiter fort. „Degerloch entwickelte sich mehr und mehr zu einem Ort für gehobene Ansprüche. Gasthäuser und Sanatorien entstanden“, weiß Raff. Gute Verkehrsanbindungen begünstigten die Entwicklung Degerlochs zusätzlich. Die 1884 in Betrieb genommene Dampfzahnradbahn verbindet Degerloch bis heute mit dem Marienplatz im Stuttgarter Süden. Die „Neue Weinsteige“ stellte eine weitere wichtige Verkehrsanbindung Degerlochs dar. Die besten Voraussetzungen, um sich auch wirtschaftlich weiterzuentwickeln: „Man errichtete ein Gewerbegebiet und baute den Einzelhandel aus“, weiß der Buchautor.

 

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